Bild: pixabay |
von Robert Bock
European Journal of Clinical Nutrition advance online publication 26 March 2014; doi: 10.1038/ejcn.2014.46
The prevalence of cobalamin deficiency among vegetarians assessed by serum vitamin B12: a review of literature
Abstract
"Individuals following vegetarian diets are at risk for developing vitamin B12 deficiency owing to suboptimal intake. As vitamin B12 is essential for the synthesis of nucleic acids, erythrocytes and in the maintenance of myelin, deficiency may result in a variety of symptoms. Some of these symptoms may be severe while others may be irreversible. The objective of this review was to assess vitamin B12 deficiency, based on reported serum vitamin B12, among individuals adhering to different types of vegetarian diets. A systematic literature search was carried out using multiple search engines including PubMed, Medline, CINAHL plus, ERIC, Nursing and Allied Health Collection and Nursing/Academic Edition. The inclusion criteria consisted of original studies that assessed serum vitamin B12, studies written in English, non-case studies and studies that reported actual percentages of vitamin B12 deficiency. Forty research studies were included. The deficiency prevalence among infants reached 45%. The deficiency among the children and adolescents ranged from 0 to 33.3%. Deficiency among pregnant women ranged from 17 to 39%, dependent on the trimester. Adults and elderly individuals had a deficiency range of 0–86.5%. Higher deficiency prevalence was reported in vegans than in other vegetarians. Thus, with few exceptions, the reviewed studies documented relatively high deficiency prevalence among vegetarians. Vegans who do not ingest vitamin B12 supplements were found to be at especially high risk. Vegetarians, especially vegans, should give strong consideration to the use of vitamin B12 supplements to ensure adequate vitamin B12 intake. Vegetarians, regardless of the type of vegetarian diet they adhere to, should be screened for vitamin B12 deficiency." (Hervorhebungen durch mich)
Die Take-Home's aus meiner Sicht:
- B12-Mangel führt zu schweren Symptomen, die teils irreversibel sein können.
- Vegetarier - insbesondere solche, die nicht Vitamin B12 supplementieren, weisen besorgniserregend hohe Mangelraten auf.
- Veganer noch mehr als sonstige Vegetarier.
- Die Forscher raten Vegetariern und insbesondere Veganern an, B12 zu supplementieren.
- Die Forscher raten an, Vegetarier - gleich welcher Couleur - auf B12-Defizite hin zu untersuchen.
"Bei einem Mangel an Vitamin B12 kann es zur perniziösen Anämie (Perniziosa), einer Erkrankung des Blutbildes, und zur funikulären Myelose kommen. In den letzten Jahren mehrten sich zudem die Hinweise auf einen möglichen Zusammenhang zwischen einem Vitamin-B12-Mangel und anderen Krankheitsbildern wie z. B. Demenz und Neuropathien. (...)
Mit keinem dieser Punkte möchte ich Bekanntschaft machen - Ihr etwa? Nein, danke.Die ersten Anzeichen von Vitamin-B12-Unterversorgung bei erwachsenen Personen können Kribbeln und Kältegefühl in Händen und Füßen, Erschöpfung und Schwächegefühl, Konzentrationsstörungen und sogar Psychosen sein.
Typische Folgen eines Vitamin-B12-Mangels sind:
Methylmalonat-Acidurie (fehlende Methylmalonyl-CoA-Mutase-Aktivität)
Homocystinurie (fehlende Methionin-Synthase-Aktivität, ggf. sekundär Methionin-Mangel)
Megaloblastäre Anämie (Störung des Folsäurestoffwechsels durch Block der N5-Methyl-THF-Spaltung zu THF)
Hypersegmentierte Leukozyten (Zeichen der Überalterung aufgrund der Syntheseprobleme)
sensorische Neuropathie (wohl Folge der fehlenden Methylmalonyl-CoA-Mutase-Aktivität und der Anämie)"
Mir wird bisweilen ja vorgeworfen, ich ginge zu unbarmherzig mit dem Vegetarismus um - mag sein. Aber es gibt m.E. kein einziges evolutionsbiologisches und ernährungsphysiologisch stichhaltiges Argument für eine Ernährung, die gänzlich auf Lebensmittel tierischen Ursprungs verzichtet. Ganz im Gegenteil - das "vegane Weltbild" ist - auch in Fragen der Ethik und der Ökologie - durch und durch inkonsistent und hält einer Exegese seiner ideologischen Fundamente - nicht stand. Das Thema "B12" ist dabei nur die Spitze des Eisberges und es bereitet mir Sorge, dass dieser gefährliche Unfug in der öffentlichen Berichterstattung immer weitere Kreise zieht.
Ich halte es für ein Recht im Range eines Menschenrechtes, sich seiner Art gerecht ernähren zu können. Und das ohne mit medial erhobenen Zeigefingern konfrontiert zu werden oder als Unmensch stigmatisiert zu werden, nur weil er sich die Freiheit nimmt, sich so zu ernähren, wie die Evolution über Jahrmillionen seinenStoffwechsel geformt hat. Das Recht auf artgerechte Ernährung gilt für den Menschen gleichermaßen, wie für das Tier. Paleo hat nichts mit industrieller Massentierhaltung und artfremder Fütterung mit billigem Getreide und Soja zu tun - ganz im Gegenteil!
Viele überzeugte Vegetarier - und insbesondere zum Extremismus neigenden Veganer (extrem abschreckende, nahezu pathologische Beispiele hier) - sind davon überzeugt und gegenüber gegenteiligen wissenschaftlichen Fakten beratungsresistent, dass der Mensch von der Natur aus eigentlich ein Pfanzenfresser sei und eine Rückbesinnung auf diese - angeblichen - vegetarisch/veganen Wurzeln unserer Spezies eine Rückkehr in den Schoß von Mutter Natur, unserer natürlichen Bestimmung darstelle.
Die Frage, die sich mir in diesem Kontext aufdrängt lautet aber:
Wie kann eine überwiegend, oder gar ausschließlich pflanzenbasierte Ernährung die artgerechte Ernährung des Menschen sein, wenn diese ihm Defizite an einem essentiellen Mikronährstoff beschert, die zu gravierenden, teils irreversiblen Schädigungen seines Organismus führen können?
Weiter frage ich mich, wie denn eine Ernährung als "natürlich" oder "artgerecht" bezeichnet werden kann, die einer Supplementierung durch künstliche Pillen bedarf? In der Steinzeit gab es weder Pharmaunternehmen noch Apotheken. Sollte überflüssig sein, das zu schreiben, aber wer weiß....wer nicht weiß, das der Homo Sapiens eines der gefährlichsten Raubtiere der Welt ist und deshalb die Spitze der Nahrungskette darstellt, weiß vielleicht selbst das nicht.
Die Antwort ist im Grunde simpel: Das natürliche Nahrungsergänzungsmittel zu einer vegetarischen und speziell veganen Ernährung, mit dessen Hilfe man sich sämtlicher einschlägiger Risiken eines B12-Mangels auf eine völlig unproblematische Weise altbewährt entledigen kann, heißt:
Fleisch!
Tut mir leid, liebe Veganer - aber so fühlt sich der unbarmherzig harte Boden der Realität nun einmal an, wenn man auf ihm aufschlägt. Wer kein Fleisch (oder andere tierische Nahrungsmittel, die B12 enthalten) zu sich nimmt, sollte dringend sein Blut untersuchen lassen und in die Apotheke gehen und sich ein ausreichend dosiertes Präparat holen oder vom Arzt verschreiben lassen. Das hat nichts mit Ideologie zu tun, sondern mit Naturwissenschaft. Der Mensch ist Teil der Natur und ihren Gesetzen unterworfen. Wer denkt, dem sei nicht so - schließlich verfüge der Mensch über Ratio und freien Willen - hat nichts von dem verstanden, was antike Philosophie und die Aufklärung der Neuzeit zur Selbsterkennnis beigetragen haben: Freiheit bedeutet auch (Selbst-)Verantwortung.
Einwände?
B12 aus nicht-tierischen Quellen gibt's doch auch, sagen die Veganer-Guru's!
Mumpitz - wird vom Körper kaum resorbiert oder in verwertbare Strukturen umgebaut, so wie dies in vielen Fällen mit den angeblich so problemlos resorbierbaren pflanzlichen Mikronährstoffquellen der Fall ist (z.B. Eisen, Alpha-Linolensäure u.w.m.)
Aber, in meinem Darm leben doch Bakterien, habe ich gelesen, die B12 produzieren und mir das Vitamin über den Darm zuführen!
Prima, wenn dem so wäre. Wurde aber bislang in keiner einzigen seriösen Studie nachgeweisen, dass dem so ist. Wenn dem so wäre, wäre die Studienlage, den B12-Mangel bei Vegetariern betreffend, wohl auch nicht so eindeutig. Bei reinen Pflanzenfressern mag das tatsächlich der Fall sein (dort ist es im Unterschied zum Menschen nachgewiesen!), aber eine Kuh hat nun mal einen völlig anderen Verdauungstrakt und eine gänzlich andere Besiedlung mit Mikrobiota, als sie der Mensch hat. Abgesehen davon: Selbst Wiederkäuer und die gerne angeführten Gorillas leben nicht vegan: da rutscht schon mal das ein oder andere Insekt, der Wurm im Obst oder eine Schnecke unter einem Grashalm unbeabsichtigt mit in den Verdauungstrakt. Wenn dem nicht so wäre, fehlte unserem Cousin, dem Gorilla, auch etwas zu seiner Gesundheit.
Naturheilkundler, Vegetarismus-Experten, Vollwertfans, Rohköstler und Heilpraktiker bestimmter Richtungen behaupten lediglich, dass uns Bakterien B12 liefern würden und der eine schreibt es beim anderen ab, ohne jeglichen Verweis auf wissenschaftliche Quellen, die dies faktisch belegen würden. Die Gurus der Vegetarierszene referenzieren sich gegenseitig und bauschen diese Häufung von Referenzierungen, die sich im Kreise drehen zum Beweis der Korrektheit ihrer schlichten Behauptung auf, die nicht einmal als Hypothese gewürdigt werden sollte, denn der Stand seriöser Forschung verneint die Fantasievorstellung von B12-produzierenden Mikroben im menschlichen Darm.
Ich habe nichts gegen eine vernünftig konzipierte, durchaus und sehr gerne auch sehr pflanzenlastige Ernährung (denkt an meine 80:20-Regel: 4/5 des Tellers Gemüse, Salate, Kräuter, Obst - 1/5 des Tellers Fleisch, Fisch, Meeresfrüchte, Eier) - aber auch wenn das vielen eingefleischten (hihihi) Vegetariern sauer aufstößt, so sind nun mal die Fakten: Der Mensch ist ein Omnivore und so sollte er sich deswegen auch ernähren - weder ist es gesund NUR Fleisch zu essen, noch ist es gesund NUR Pflanzen zu essen. BEIDES muß in der richtigen Art und im rechten Maß genossen werden, dann treten auch keinerlei Mangelerscheinungen auf und man wird - toi,toi, toi - gesund und fit alt. Dabei darf man nicht vergessen: Es ist nicht nur das B12-Thema, es geht um weitere Mikronährstoffe, derer es im Rahmen einer vegetarischen Ernährung potenziell mangeln kann (je nach Spielart des Vegetarismus) und Substanzen, die eine typische vegetarische Ernährung dem Körper in einem (Über-)Maß zuführt, die ihm Schaden zufügen kann (z.B. über Getreide und Hülsenfrüchte, Nüsse, Samen und Öle aus diesen als Grundnahrungsmittel).
Paleo ist ein zielführenderer Ansatz, weil man sich unserer tatsächlichen evolutorischen Wurzeln besinnt - der Mensch war nie nur Sammler, er war Jäger und Sammler - und Nahrungsmittel ausklammert, die erst spät in auf den Speiseplan kamen und Substanzen enthalten, auf die unser Stoffwechsel nicht ausreichend vorbereitet ist bzw. die Evolution noch keine (oder nicht alle Menschen betreffenden) Modifikationen am Stoffwechsel vorgenommen hat.
Die Lösung vieler Herausforderungen vor der die Menschheit steht, wurzeln in der Hybris des Menschen. Er hat sich als Herr über die Natur im allgemeinen und seine eigene Natur aufgeschwungen und diesen Irrtum gilt es zu korrigieren, indem die Einsicht in diesen Irrweg des Denkens gefördert wird.
Sich mit Nahrungsmitteln zu ernähren, für die wir nicht gemacht sind und uns ausgerechnet die Nahrung zu versagen, die uns seit Jahrmillionen angestammt ist, ist doch keine Lösung.
Die Lösungswege sind vielfach unpopulär und haben ihren Ausgangspunkt im Erfordernis, das Wachstum der Weltbevölkerung drastisch zu bremsen. Die Frage darf nicht lauten, wie wir eine wachsende Weltbevölkerung irgendwie satt bekommen, sondern wie wir es schaffen die vorhandene Weltbevölkerung artgerecht zu ernähren und unsere natürlichen Lebensgrundlagen dabei zu erhalten.
Ist das nicht möglich, weil diese Bevölkerung zu groß ist, dann muß diese sukzessive kleiner werden, bis ein jeder Mensch artgerecht ernährt werden kann. Ungebremstes Bevölkerungswachstum ist eine - aber keineswegs die einzige! - Ursache von Hunger, Ausbeutung von Mensch und Natur und letztlich oft auch Krieg. Bessere Bildung, vor allem für Frauen, Stärkung der Rechte der Frauen, Geburtenkontrolle, Verhütung, Ein-Kind-Ehen - Ideen und Modelle gibt es viele. Die westlichen Industrienationen haben es selbst erlebt, welch heilsame Wirkung von emanzipatorischen Strömungen auf die Geburtenrate ausgehen kann.
Ich habe ein Problem mit der wohlfeilen Parole, "Kinder sind unsere Zukunft" - sind es zu viele Kinder, sieht diese Zukunft düster aus. Ich denke hierbei nicht in Kategorien nationaler Kleinstaaterei- und -geistigkeit, sondern auf globaler Ebene. Das Problem mit der auf dem Kopf stehenden Bevölkerungspyramide in vielen westeuropäischen Ländern hat sich in rund 40 Jahren von selbst erledigt. Für das nachhaltige Überleben unserer Art unter würdigen Bedingungen für jeden Einzelnen ist es unabdingbar, dass sich die Weltbevölkerung auf Sicht von wenigen Generationen in etwa halbiert. Schenken jeweils zwei Menschen im Durchschnitt nur einem neuen Erdenbürger das Leben, dann sind wir auf genau dem richtigen Weg.Kinderreichtum in einer Familie ist insofern in der Tat egoistisch und assozial, weil am Ast der Überlebensfähigkeit unserer Art gesägt wird undKinderreichtum alles andere als generationengerecht ist.
Eine gemeinnützige Organisation, die sich dem Thema Weltbevölkerung verschrieben hat ist die Deutsche Stiftung Weltbevölkerung. Auf deren Website findet Ihr bei Interesse zahlreiche weiterführende Informationen zu diesem komplexen Thema.
Begonnen habe ich bei Vitamin B12 und gelandet bin ich bei drängenden Zukunftsaufgaben der Menschheit. Paleo ist ein wahrhaft spannendes und facettenreiches Thema, das zum Umdenken auf vielen Ebenen auffordert. Finde ich zumindest. Wie stehts mit Euch?