Mittwoch, 10. Januar 2018

Forschung: Rein vegetarisch oder lieber mit Fisch?

Bei meinen "Recherche-Reisen" durch die wunderbare Welt der wissenschaftlichen Studien bin ich in der höchst angesehenen medizinischen Fachzeitschrift THE LANCET auf eine hochinteressante Studie ("The Lugalawa Study") aus dem Jahr 1996 gestoßen.
Ein italienisch-tansanisches Forscherteam führte bei zwei Populationen des Volkes der Bantu in der Region des Nyasa-Sees in Tansania durch.
Beide Populationen teilten den gleichen Lebenstil, den gleichen Genpool und bis auf ein kleines, aber feines Detail auch die Ernährung: Die eine der beiden Gruppen, bestehend aus 618 Personen, lebt am Ufer des Sees und verzehrt täglich 300-600g frischen Fisch, die andere Gruppe, 645 Personen stark, lebte in den nicht weit entfernten Hügeln und ernährt sich vegetarisch.
von Robert Bock

Die fischkonsumierende Gruppe wies niedrigere Cholesterinwerte, niedrigeren Blutdruck und niedrigere Blutfettwerte auf. Zudem auch höhere Omega-3-Werte im Blut, als die Vegetarier. In allen gemessenen Parametern waren die Fischesser den Vegetariern überlegen.

"Background: There is evidence that populations with a high intake of fish, and specifically fish oils, are at reduced risk of cardiovascular disease. To explore the effect of fish intake, we compared two groups of Bantu villagers in Tanzania; one group live on the shores of Lake Nyasa and their diet includes large amounts of freshwater fish; the other group live in the nearby hills and have a vegetarian diet." (...)
"Interpretation: In these villagers, consumption of freshwater fish (300-600 g daily) was associated with raised plasma concentrations of n-3 polyunsaturated fatty acids, lower blood pressure, and lower plasma lipid concentrations."

The Lancet, Volume 348, Issue 9030, 21 September 1996, Pages 784-788 doi:10.1016/S0140-6736(96)01391-8

Blood pressure and atherogenic lipoprotein profiles of fish-diet and vegetarian villagers in Tanzania: the Lugalawa study
Paolo Pauletto, Massimo Puato, Mario G Caroli , Edoardo Casiglia , Aharon E Munhambo, Giuseppe Cazzolato , Gabriele Bittolo Bon , Maria T Angeli  Claudio Galli , Achille C Pessina

Mein Fazit: Klarer Punktsieg also für den Konsum von Fisch als Ergänzung zu einer pflanzlichen Kost, die bei beiden Gruppen als Basisnahrung vergleichbar war. Und ein ebenso deutliches Indiz, dass vegetarische Ernährung einer um tierische Proteine ergänzte Ernährung - speziell in Form von Fisch, der reich an essentiellen mehrfach ungesättigten Fettsäuren (DHA  und EPA) ist - unterlegen ist, wenn man die gemessenen Indikatoren als Maßstab heranzieht. Kann Vegetarismus die Antwort auf die Frage einer artgerechten Ernährung des Menschen sein, an die er besser adaptiert ist, als an eine Mischkost? Gemessen an den untersuchten Zusammenhängen und Ergebnissen dieser Studie, muss die Antwort Nein lauten.

Re-Post vom 17.12.2011