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Man nehme den Fettgehalt einer Mahlzeit in Gramm und teile durch die Summe aus Kohlenhydraten und Eiweiß in Gramm. Der Quotient sollte möglichst hoch sein, jedenfalls - im Rahmen einer LCHF-Ernährung - größer als 1.
Exkurs: Ersonnen hat diese Formel nicht mal Sten Sture Skaldeman, sondern im Zusammenhang mit der Entwicklung ketogener Ernährung für unter Epilepsie leidene Kinder, zwei Typen namens Metcalf und Moriarty, aber das ist eine andere Geschichte. - Exkurs Ende
"Auffetten" nennt man das Hochschrauben der Skaldeman-Ratio im Sprachgebrauch der LCHF-Szene und ist in meinen Augen eine beliebte Möglichkeit so richtig gepflegt Selbstsabotage zu betreiben.
Warum? Rechnen wir doch mal nach....
von Robert Bock
100 ml Vollmilch durch 100ml Sahne zu ersetzen, ohne dabei die anderen Bestandteile eines Rezeptes zu verändern, bringt auf den ersten Blick sensationelle 1,4g weniger KH am Gericht, dafür aber satte 238 kcal mehr an Energie. Warum? weil 100ml Sahne 3,3g Kohlenhydrate liefern, Vollmilch (von der gehe ich jetzt mal aus) hingegen 4,7g. Weniger Kohlenhydrate? Na also... darauf kommt es ja angeblich an, sagen die Low-Carb-Gurus, weil dann der Blutzucker nicht in die Stratosphäre schösse und das böse Insulin in den Untiefen der Langerhans'schen Zellen verbliebe.
Sahne hat aber auch 28,4g mehr Fett pro 100ml als Vollmilch . Da nun aber potenziell 10% des Nahrungsfettes in Ketose im Zuge der Gluconeogenese in Glucose verwandelt werden, bedeutet dieser Austausch ein potenzielles Plus an Glucose von 2,8g. Abzüglich der eingesparten 1,4g KH (da weniger KH's in der Sahne sind, als in der Milch) steht also jetzt noch immer ein potenzielles Plus von 1,4g Glucose zubuche.
Doch halt, ich habe ja unterschlagen, dass 100ml Sahne um 1g weniger Protein enthält als Vollmilch. Deshalb muß man noch 0,58g Glucose abziehen, die potenziell weniger aus den glucogenen Aminosäuren gebildet werden kann und wir landen im Endergebnis bei einem Plus an potenziell insulinlockender Glucose von 0,82g aufgrund der Substitution der Milch durch Sahne und einem Plus von 238 kcal für das Gericht.
Fazit der Aktion, die Milch durch Sahne zu ersetzen: Mehr Glucose in Ketose, potenziell höherer Insulinausstoß und drastisch mehr an Fett-Energie, die nun nicht mehr aus den Fettzellen genommen werden muß. Sofern jemand seinen Speck reduzieren will, kommt es aber exakt darauf an, oder sieht das jemand anders?
Eigentor!
Ich glaube, dass man bei solchen Austauschaktionen gerne mal den Blick für die Relationen ein wenig aus den Augen verliert und am Ende Selbstsabotage betreibt, wenn man ausschließlich auf die KH starrt und vernachlässigt - sofern dies dem ein oder anderen Low-Carb'ler überhaupt bekannt ist - dass auch Proteine (zu 58%) und Nahrungsfette (zu 10%) in Ketose in Glucose verwandelt werden.
Dass das Hormon ASP zuverlässigt dafür sorgt, dass das zusätzliche Fett aus der Sahne in die Fettzellen verfrachtet wird - und dies völlig ohne Mitwirkung von Insulin - das ist eine Geschichte, die ich an anderer Stelle bereits ausführlich besprochen habe.
Nachrechnen lohnt sich - und Calories count.
Wenn "aufgefettet" werden soll, dann muß simultan zwingend die Menge an Kohlenhydraten und Proteinen isokalorisch reduziert werden. D.h. die Mahlzeit darf am Ende nicht mehr Kalorien haben als vor der Aktion. Für jedes zusätzliche Gramm Fett müssen daher 2,25g an Kohlenhydraten und/oder Proteinen reduziert werden. Bildlich: Wenn ein Stück Kräuterbutter ans Steak soll, dann muß das Steak kleiner werden.
Re-Post vom Mai 2014