Nun wird's aber höchste Zeit, wenn Euch das Gefühl umtreiben sollte, ihr könntet die heurige Spargelsaison verschlafen haben. Ran an die schlanken Stangen und damit Euch nicht die gähnende Langeweile ob der immer gleichen Hollandaise-Schinken-Wiener-Schnitzel-Rezepte überfällt - schon aus Widerstand gegen das kulinarische Veröden haben wir beide, Olga und ich, solcherlei klassische Spargelgerichten dieses Jahr boykottiert - heute mal eine schnell gemachte würzig-scharfe Variante mit scharfer spanischer Chorizo.
Weißer Spargel ginge auch, aber der grüne schmeckt einfach gehaltvoller und die derbe Wurst braucht einen Widerpart, der auch paroli bieten kann. Weißer Spargel ist erstens fad, zweitens überteuert und drittens macht er viel mehr Arbeit beim Schälen als der grüne. Unsere Wahl fällt daher regelmäßig auf grün statt weiß. So wie in den südlichen Ländern auch. Dort wundert man sich über die deutsche Angewohnheit den Spargel schon zu ernten, bevor er einen Sonnenstrahl erblickt hat bzw. präferiert den wilden Spargel, der unvergleichlich nussig schmeckt, den man aber zunächt einmal recht mühevoll sammeln muß. wer einmal versucht hat so viel wilden Spargel zu sammeln dass es zum Sattwerden reicht, versteht, warum unsere Ahnen ihre Kräfte lieber auf der Jagd investierten. Ich weiß wovon ich rede Ich bin nicht nur einmal um die Osterzeit durch die kephalonische Macchia gestreift und habe wilden Spargel und χόρτα (Chorta) gesammelt. Das sind die wilden Kräuter Griechenlands, enorm schmackhaftes Wildgemüse, das üblicherweise gedünstet und - sehr schlicht - mit Olivenöl und Zitrone gegessen wird. Das Sammeln macht mehr Hunger, als die Ausbeute stillen kann... .
Beim Einkauf der Chorizo solltet ihr auf wirklich traditionelle Herstellung achten. Wenn schon nicht original von einem spanischen Metzger, so dann eine Sorte, die auf der Zutatenliste ein Minimum an obskuren Inhaltstoffen aufweist. Im Supermarkt wird's schwierig fündig zu werden, aber gute, mediterran orientierte Feinkostläden bieten tiptop Ware an. Wenn alle Stricke reissen, tut es auch geräucherter Speck.
- Wir haben 1 kg grünen Spargel im unteren Drittel der Stangen geschält und ihn in einem großen ovalen Topf bei geschlossenem Deckel mit etwas Salz und ca. 0,1 Liter Weißweinresten etwa 15 Minuten al dente gegart.
- Derweil in einer Pfanne in etwas hocherhitzbarem Olivenöl (z.B. Bertoli Cucina) die in dünne Scheiben geschnittene Wurst auslassen, etwas feingehackten Knoblauch dazu und schließlich eine in Ringe geschnittene rote Zwiebel.
- Den Spargel aus dem Gartopf nehmen und zwei, drei Esslöffel der Garflüssigkeit in die Pfanne zu der Wurst geben und einreduzieren. Herd ausschalten und einen guten Schuß vom feinsten Olivenöl dazu, das ihr im Hause habt, in unserem Fall das gute griechische Revela meiner Bekannten Spyridoula.
- Spargel in einer Servierschale anrichten, mit der Wurst-Zwiebel-Sauce übergiessen, etwas schwarzen Peffer und gehackte frische Petersilie dazu. Fertig.
Wem der Eiweißgehalt noch zu gering ist, kann z.B. ein gekochtes Ei grob hacken und darüber geben oder das Gericht mit einem Omelett ergänzen. Warum nicht auch die Spargelstangen nebst Sauce als Füllung eines großen Omeletts verwenden? Versuch macht kluch.
Wein? Wein! wir entscheiden uns ob eines lauen Frühsommerabends für einen 2012er Rosé vom - ja, tatsächlich! - Dornfelder vom Weingut Marienhof-Dumbsky in Volkach/Main. Schöne Himbeerfarbe im Glas, das Etikett wies 10% Alkohol aus, die wir allerdings für eine grobe Untertreibung hielten und ansonsten ein gefälliger, fruchtbetont-süffiger aber völlig unkomplexer Speisen- und Balkonkumpan. Nichts zum Meditieren, aber für solche Absichten ist ein Rosé ohnehin sehr selten die richtige Wahl.