Montag, 18. Mai 2015

Veganerinnen mit den schlechtesten Blutfettwerten

Bild: pixabay
Die Ergebnisse einer Analyse des Ernährungsverhaltens und der resultierenden Blutfettwerte von rund 3500 Frauen aus Taiwan lieferten ein Ergebnis, dass den Veganern Kopfzerbrechen bereiten sollte, werden doch tagtäglich dreiste Behauptungen bezüglich der gesundheitlichen Vorteilhaftigkeit einer veganen Ernährung in unseren Medien verbreitet, wonach der vollständliche Verzicht auf den Konsum tierischer Produkte z.B. geradezu sensationelle Cholesterinwerte zeitigen und über alle Maßen vorteilhaft zur Herzgesundheit beitragen würde.

Schließlich stecke ja in pflanzlicher Nahrung kein Cholesterin und daher würden sich die entsprechenden Marker bei Umstellung auf eine vegane Diät drastisch verbessern.
Heißt es....
Wird behauptet....
Wird phantasiert!

Denn weiter entfernt von der Wirklichkeit können solche Behauptungen gar nicht sein. Die Mechanismen des Cholesterinstoffwechsels sind weit komplexer, als sich das die Veganer-Ideologen ausmalen. Und genau das drücken die gemessenen Ergebnisse der aktuell publizierten empirischen taiwanesischen Studie eindrucksvoll aus:  

Die besten Blutfettwerte hatten nämlich die Omnivorinnen, gefolgt von den ovo-lakto-Vegetarierinnen und das Schlußlicht bildeten ... die Veganerinnen! Wenn man also seinem Herzen etwas Gutes tun will, dann sollte man sich dieser Studie folgend, keinesfalls vegan ernähren.
von Robert Bock

Zu allem Überfluß für das Weltbild der Veganer, reduzierte in einer weiteren, schon etwas älteren Studie aus Taiwan - entgegen vollmundiger Behauptungen des Gegenteils - ihre Ernährung auch nicht das Risiko am Metabolischen Syndrom zu erkranken. Zumindest nicht bei Taiwanesen. Und das, wo doch ausgerechnet die Chinesen ("The China Study") als Referenz für die Überlegenheit vegetarischer Ernährung hinsichtlich des Metabolischen Syndroms herhalten müßen. Obwohl es sich um ein Volk handelt, das traditionell in Rezepturen höchster Kreativität und kulinarischer Finesse alles verputzt was Beine hat und hat es keine, wie die Schlangen, egal - rein in den Wok.


Die Veganerinnen losten, was ihre Blutfettwerte anging, in der jünsten Studie aus Taiwan derart grandios ab, dass in conclusio die Autoren der Studie zu der recht behutsam formulierten Empfehlung an die Adresse vor allem der premenopausalen Veganerinnen (= Frauen vor der Menopause) griffen, doch besser auf eine ovo-lakto-vegetarische Ernährung umzusteigen.

Hätten die Taiwanesen ihre Ergebnisse konsequent interpretiert - ich wurde beim Studium der Ergebnisse den Verdacht nicht los, dass die Forscher selbst ihren Augen kaum trauen konnten, dass die Omnivorinnen doch tatsächlich die besten Werte zeigten - hätten sie der taiwanesischen Damenwelt glasklar eine omnivore Diät empfehlen müssen. Warum dies unterblieb, müßte man die Autoren der Studie fragen. Möglicherweise kam genau das Gegenteil von dem heraus, was sie (als Sympathisanten des Veganismus?) gerne gezeigt hätten und mehr als diese vorsichtig formulierte Empfehlung war nicht mit der eigenen Enttäuschung zu vereinbaren? Vielleicht widerspräche eine solche Empfehlung auch ernährungspolitischen Leitlinien der taiwanesischen Regierung? Mißfiele eine solche Empfehlung der (die Forschung alimentierende) Pharmaindustrie, die mit Cholesterinsenkern weltweit ein Schweinegeld verdient? Wer weiß... .

Nehmen wir z.B. das Medikament Lipitor von Pfizer - das jahrzehntelang weltweit umsatzstärkste Medikament überhaupt mit alleine jährlich ca.13,7 Mrd USD Umsatz. Vier von zehn der umsatzstärksten Medikamente sind solche, die den Cholesterinhaushalt managen sollen. Würde ich damit mein Geld verdienen, würde ich, wäre ich skrupellos und gierig, genau die Ernährung propagieren, die die meisten Menschen in behandlungsbedürftige Sphären brächte. In diesem Fall spircht viel dafür, dass eine vegane Ernährung dem Zweck der Pharmabranche am dienlichsten wäre. Verschwörungstheorien?

Aber das sind Petitessen, denn im Kern ist zunächst einmal wichtig festzuhalten, dass die selbsternannten "besseren Vegetarier" selbst gegenüber den nichtswürdigen "Hühner-, Rinder- und Bienenausbeutern" (sprich: Ovo-Lakto-Vegetariern) schlechter abschnitten, was mich mitnichten wundert. Alleine der regelmäßige Einschluß von Eiern in die Ernährung katapultiert eine derartige Mangelernährung wie die vegane, in intergalaktische Sphären.

Zur Studie:

BMC Womens Health. 2014; 14: 55.
Published online Apr 8, 2014. doi: 10.1186/1472-6874-14-55
PMCID: PMC3996202
Vegan diet and blood lipid profiles: a cross-sectional study of pre and postmenopausal women

Abstract:

"BACKGROUND:
Vegan diet has been associated with lower risk of cardiovascular diseases and mortality, partly due to its effects on serum lipid profiles. Lipid profiles [high density lipoprotein-cholesterol (HDL-C), low density lipoprotein-cholesterol (LDL-C) and triglycerides (TG)] have not been fully elucidated either in pre and postmenopausal vegans or in ovo-lacto vegetarians. This study aimed to compare lipid profiles among vegans, ovo-lacto vegetarians and omnivores.
METHODS:
Demographic data and lipid profiles were obtained from the 2002 Taiwanese Survey on Hypertension, Hyperglycemia and Hyperlipidemia. Multivariate linear regression analysis was used to examine factors significantly and independently associated with different categories of veganism and to estimate the β value of lipid profiles in the dietary types.
RESULTS:
A total of 2397 premenopausal and 1154 postmenopausal participants who did not receive lipid lowering drugs were enrolled. Premenopausal vegans had significantly lower HDL-C and higher TG, LDL-C/HDL-C, total cholesterol (TC)/HDL-C and TG/HDL-C compared with omnivores. For postmenopausal women, vegans had lower TC while ovo-lacto vegetarians were observed with low HDL-C when compared with omnivores. Multivariate linear regression analyses showed that vegan and ovo-lacto vegetarian diets decreased HDL-C levels in premenopausal women (β = -7.63, p = 0.001 and β = -4.87, p = 0.001, respectively). There were significant associations between lower LDL-C and ovo-lacto vegetarian diets (β = -7.14, p = 0.008) and also between TG and vegan diet (β = 23.37, p = 0.008), compared with omnivorous diet. Post-menopausal women reported to have consumed either a vegan or an ovo-lacto vegetarian diet were at the risk of having low HDL-C unlike those that consumed omnivorous diets (β = -4.88, p = 0.015 and β = -4.48, p = 0.047). There were no significant changes in LDL-C in both pre and postmenopausal vegans.
CONCLUSIONS:
Vegan diet was associated with reduced HDL-C level. Because of its effects on lowering HDL-C and LDL-C, ovo-lacto vegetarian diet may be more appropriate for premenopausal women."

Je höher der HDL-Wert in Relation zum LDL, desto besser: Sowohl Veganerinnen als auch die Ovo-Lakto-Vegetarierinnen wiesen vor und nach der Menopause liegend, signifikant niedrigere Werte des "guten Cholesterin" HDL auf  als die Omnivorinnen.

Bei den veganen Damen vor der Menopause waren auch die Triglyzeridwerte signifikant erhöht, die LDL-/HDL-Ratio, die Gesamtcholesterin/HDL-Rate sowie die Triglyzeride/HDL schlechter als bei den Omnivorinnen und ansonsten schenkten sich die Gesundheitsparameter zwischen den drei Gruppen nicht viel:

"Vegans and ovo-lacto vegetarians both had significantly lower HDL-C compared with the omnivores. Vegan had higher TC/HDL-C, TG/HDL-C and LDL-C/HDL-C ratios than the omnivores. There were no significant differences in WC, HC, WHR, blood pressure, fasting glucose, LDL-C and TC among the 3 dietary groups."

Bei den Damen im Alter nach der Menopause gewannen die Ovo-Lakto-Vegetarierinnen ein wenig an Boden, da bei ihnen die Werte des "schlechten Cholesterin" LDL sich ein wenig aufhellten (sanken) und auch die Triglyzeridwerte sahen relativ zu den Veganerinnen und Omnivorinnen jüngeren Alters etwas besser aus. Die katastrophalen LDL-Werte der Veganerinnen blieben hingegen auch nach der Menopause so, wie sie waren, nur ihr Gesamtcholesterin war niedriger, worauf es aber weniger ankommt, als auf die Relation von LDL zu HDL und die interne Struktur der verschiedenen LDL-Partikel.

"Vegans and ovo-lacto vegetarians and omnivores had many similarities such as age, WC, HC, WHR, blood pressure, glucose, LDL-C, Apolipoprotein-B, Apolipoprotein-A1, and TG. Vegans had lower TC while ovo-lacto vegetarians had low HDL-C when compared with omnivores.(...)

TC/HDL-C, LDL-C/HDL-C and TG/HDL-C have been reported as better predictors for cardiovascular disease risk in women. Lower HDL-C and higher TC/HDL-C, LDL-C/HDL-C and TG/HDL-C appear unfavorable for premenopausal vegans in terms of vascular protection compared to omnivores."
Im Vergleich zu einer omnivoren Ernährung erscheint also eine vegane Ernährung als unvorteilhaft für Frauen vor der Menopause, wenn es um Fragen der Herz-Kreislauf-Gesundheit geht. Da es überwiegend junge Frauen sind, die in unseren Breiten zum Veganismus tendieren, muß das m.E. Besorgnis erregen und sollte keinesfalls unter den Teppich gekehrt werden.


Wenn jemand schon unbedingt meint, aus (fragwürdigen) ethischen oder ökologischen Gründen auf Fleisch und Fisch verzichten zu müssen, dann sollte er doch bitte wenigstens Eier und Milchprodukte einschließen. Ich behaupte: Nur Eier, keine Milch, also eine ovo-vegetarische Variante - und die ovo-lakto-vegetarischen Werte würden noch getoppt werden.

Ob sie an die relativ an die überlegenen Werte der Omnivorinnen heranreichen würde, muß offen bleiben. Was passieren würde, würde man Frauen eingeschlossen haben, die sich "omnivor" im Sinne einer Paleo-Ernährung ernährt hätten, ebenfalls. Schließlich schließt "omnivor" im Sinne dieser Studie auch jegliches Junkfood tierischen Inhaltes mit ein. Von einer "gesunden omnivoren Diät" im vorliegenden Fall zu sprechen, wäre rein spekulativ. Aber besser als die vegane Variante war offensichtlich selbst sie allemal, bezogen auf die gemessenen Parameter.

Klar - ich will nicht verschweigen, dass die Studie die üblichen Schwächen vieler epidemiologischer Studien aufweist, z.B. dass keine kontrollierten Bedingungen vorlagen, sondern mehr oder weniger valide Fragebögen verwendet wurden und dass man aus Korrelationen keine Kausalität ableiten darf u.w.m.

Jedoch: Im Unterschied zu anderen Autoren vergleichbarer Studien, weisen die Taiwanesen auf solche methodischen Schwachpunkte ihrer Arbeit hin und vermeiden es auch weitgehend fragwürdige Ursache-Wirkungs-Hypothesen,die Wirkmechanismen betreffend, aufzustellen.

Natürlich muß man auch die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass der Stoffwechsel der durchschnittlichen Taiwanesin sich von dem einer europäischen Frau derart tiefgreifend unterscheiden könnte, dass man die Ergbnisse dieser Studie nicht auf unsere Breiten übertragen kann. Darauf verzichten aber auch die beiden Pfuscher Campbell und Campbell, die das Buch "China Study" publiziert haben, indem sie munter vom chinesischen auf den Menschen allgemein schließen und darum sollte man den Verfassern dieser Studie das ggfls. von Veganerseite her besser nicht vorwerfen. Einen Unterschied im Stoffwechsel gibt es in der Tat: In Taiwan ist Laktoseintoleranz im Erwachsenenalter der Normalzustand. Den Taiwanesinnen ausgerechnet eine ovo-lakto-vegetabile Diät nahezulegen, halte ich von daher allerdings für fragwürdig.

Die Zahlen sprechen für sich:
  • Das Cholesterin in der Nahrung hat einen zu vernachlässigenden Einfluß auf die Blutfettwerte. Das ist inzwischen state-of-the art der Wissenschaft.
  • Mehr noch: eine vegane Ernährung, die typischerweise viel zu hoch an mehrfach ungesättigten Fettsäuren, hoch ist an Omega-6, extrem tief an Omega-3 und - falls nicht Kokos- oder Palmöl eine Rolle spielen - auch tief an (kurz- und mittelkettigen) gesättigten Fetten, liefert eine besorgniserregende LDL-HDL-Struktur. 
  • Niedriges Gesamtcholesterin ist im Grunde ohne Aussage, wenn man diese Unterscheidungen, auch die innerhalb der LDL-Partikelklassen, nicht vornimmt.
  • Da Cholesterin grundsätzlich eine Schutzfunktion als Antioxidans und Baustoff für Zellmembrane wahrnimmt, sind niedrige Gesamtcholesterinwerte per se für mich sogar erst einmal nichts Wünschenswertes. Die Werte der Veganerinnen waren im Alter niedrig und strukturell bescheiden.
  • Man kann es drehen und wenden wie man will, die Omnivorinnen in der Studie wiesen unterm Strich die erfreulichsten Werte zwischen den drei Gruppen auf. Insbesondere was die für die Herzgesundheit besonders wichtigen HDL-Werte anging.
  • Auch wenn die Autoren der Studie Kausalitätsketten nicht ansprechen: Erhöhte Homocysteinwerte durch niedrigen B6-, B12- und/oder Folsäure-Status bei den Veganerinnen, wäre einer meiner Favoriten, wenn es um Erklärungshypothesen ginge, die man mittels klinischer Studien und kontrollierten Bedingungen überprüfen könnte.

Unterm Strich: Ein böser Tiefschlag für die himmelblaue Märchenwelt der Ideologen im Veganerlager. Schade nur, dass diese Studie - wie viele andere auch - von der Vielzahl auf einem Auge blinder Wissenschaftsjournalisten hierzulande wohl schlicht ignoriert werden wird. Objektiver Journalismus sieht m.E. anders aus.Möglicherweise ein psycho-soziales Problem, den Berufsstand betreffend, warum mann/frau dort auffällig häufig zu diesem Schwachsinn neigt. "Weltverbesserersyndrom".

Die EU-Gesundheitsminister warnen: Vegane Ernährung gefährdet ihre Herzgesundheit und verschlechtert ihre Blutfettwerte!

So müßte aufrichtigerweise die Botschaft auf jeder Packung Tofu-Würstchen und jedem überflüssigen veganen Kochbuch meiner Meinung nach per Gesetz verpflichtend lauten.

Ach ja: Zum Metabolischen Syndrom und dem, ebenfalls in Taiwan gescheiterten Nachweis der Tauglichkeit einer veganen Ernährung, das Risiko zu reduzieren, an diesem zu erkranken:

Asia Pac J Clin Nutr. 2011;20(3):404-10.
Veganism does not reduce the risk of the metabolic syndrome in a Taiwanese cohort.


"Our data suggest that the vegan diets did not decrease the risk of metabolic syndrome compared with pescovegetarian, lactovegetarian and nonvegetarian diets in a Taiwanese cohort."
Wieder einmal zeigt sich: Nichts als heiße (aber tierproduktfreie) Luft, wenn es um vegane gesundheitliche Heilsversprechen geht!